Politik und Jugend — gemeinsam Perspektiven entwickeln

Die erste Idee für das Projekt entstand angesichts der wachsenden Ressentiments gegenüber Europa und die erstarkten rechtspopulistischen Ideen in vielen europäischen Ländern. Werte wie Freiheit, Demokratie und der Respekt von Menschenrechten sind die Grundlage der Europäischen Union. In politischen Entscheidungsprozessen und in der aktuellen medialen Berichterstattung sind sie leider immer weniger präsent und es werden Probleme und Krisen in den Vordergrund gestellt. Die Situation an den Außengrenzen der EU, die Ankunft tausender Geflüchteter und schließlich das Brexit-Referendum haben nun neue Blickwinkel auf europäische Werte eröffnet und die Diskussion über Demokratie in angeregt. Gerade jetzt ist es wichtig, dass in der aktuellen Debatte die Perspektive und die Meinungen der jungen Generation nicht ungehört bleiben, da sie es sind, die mit den Entscheidungen von heute am längsten leben müssen.

Seit 2008 führt das IBB e.V. erfolgreich das ewoca³-Projekt durch, in welchen Jugendliche aus verschiedenen europäischen Ländern gemeinsam in internationalen Workcamps zusammenarbeiten und sich auch inhaltliche mit Themen der nachhaltigen Entwicklung auseinandersetzen. Durch die interkulturelle Arbeit mit jungen Menschen in Europa ist deutlich geworden, dass Jugendliche durchaus ein großes Interesse an Partizipation und politischen Prozessen haben. Die Studie „Unsichtbares Politikprogramm“ (Calmbach, Borgstedt, Levermann) und die 17. Shell-Jugendstudie (Albert, Hurrelmann, Quenzel) bestätigen unsere Erfahrungen aus der internationalen Arbeit auch im nationalen Kontext sehr deutlich. Jugendliche beschäftigen sich mit aktuellen politischen Themen und wollen die Welt um sich herum mitgestalten. Auch Politikerinnen und Politiker formulieren oft den Wunsch, dass sich junge Menschen mehr einbringen und politisch aktiv werden. Es werden politische Programme zur eigenständigen Jugendpolitik verwirklicht und immer wieder sollen junge Menschen durch Kampagnen zur Mitarbeit motiviert werden. Der Kontakt zwischen beiden Seiten und Umsetzung gemeinsamer Aktivitäten funktioniert jedoch oftmals noch nicht. „Pimp my Europe“ setzt an dieser Stelle an, und bringt politische EntscheidungsträgerInnen mit jungen engagierten Menschen zusammen.

Was genau passiert in dem Projekt?

Bei drei Eingangsveranstaltungen werden Jugendliche in vier lokalen Gruppen in Nordrhein Westfalen mit PolitikerInnen vor Ort in einen Dialog treten. Dabei werden sie jeweils gemeinsam verschiedene wertbehaftete Themen behandeln, die eng mit der Identität von Europa zusammenhängen. Die erste Veranstaltung im November beschäftigt sich mit Menschenrechten, bei der zweiten im Dezember geht es um Demokratie an sich, beim dritten Dialog im Januar beschäftigen sich die Arbeitsgruppen mit dem Thema europäische Bürgerschaft.

Die Ergebnisse der lokalen Dialoge werden bei einer Jugendkonferenz zusammengetragen, präsentiert und in der Gesamtgruppe diskutiert. Hierzu werden auch Abgeordnete von Bundes- und Landesebene eingeladen, die sich an der Diskussion beteiligen und mit den Jugendlichen gemeinsam überlegen, was weitere Schritte sein könnten. In kleinen Arbeitsgruppen treten Jugendliche und PolitikerInnen in einen Dialog, um einander kennenzulernen und sich auszutauschen. Am Ende soll ein mediales Produkt entstehen, was die Ergebnisse präsentiert und auch anderen Jugendlichen und PolitikerInnen zur Verfügung gestellt werden kann. Über die Ausgestaltung wird gemeinsam und partizipativ entschieden. Für die Erstellung des Endproduktes wird es eine extra Veranstaltung geben, auf welcher die Jugendlichen gemeinsam mit medienpädagogischer Unterstützung daran arbeiten, ihre Eindrücke und Ergebnisse jugendgerecht darzustellen.

„Pimp my Europe“ goes Brussels

Das Projekt „Pimp my Europe“ findet im gleichen Zeitraum auch in Italien statt. Die italienischen Jugendlichen arbeiten an den gleichen Fragestellungen und diskutieren ebenfalls mit politischen VertreterInnen. Über einen Internetblog tauschen sich die Jugendlichen der beiden Länder über den Prozess und deren Ergebnisse aus. Als Folgeveranstaltung zu dieser ersten Projektphase ist daher eine europäische Jugendkonferenz in Brüssel geplant, bei welcher die Jugendlichen ihre Ergebnisse miteinander austauschen und die Diskussion auf eine europäische Ebene bringen können. Beteiligt werden hier auch junge Menschen aus weiteren europäischen Ländern.

„Pimp my Europe“ will motivieren gemeinsam an politischen Prozessen zu arbeiten, jeder und jede mit seiner und ihrer Sprache. Nur gemeinsam können wir so das große Projekt Europa mit neuem Leben füllen, es verändern und die Idee eines friedlichen und solidarischen Zusammenlebens fördern, das Vielfalt als seine Stärke versteht. „Pimp my Europe“ steht für ein junges und engagiertes Europa, in dem junge BürgerInnen und politische EntscheidungsträgerInnen gemeinsame Visionen entwickeln.